Deine Gefühle haben eine Botschaft für dich

Mai 31, 2022 | Allgemein | 0 Kommentare

„Reiß dich mal zusammen“, war ein Satz, den ich in meinem Leben sehr häufig gehört habe, wenn ich von einem starken Gefühl überwältigt wurde. Meistens in Zusammenhang mit Emotionen wie Traurigkeit, Angst oder Wut.

Für diese Gefühle ist oftmals kein Platz. Nicht in der Familie, nicht in der Schule und schon gar nicht in der Gesellschaft. Weil diese Gefühle nicht nur uns selbst, sondern insbesondere auch unser Umfeld sehr herausfordern, sind sie nicht so gern gesehen. So lernen wir unweigerlich, diese Gefühle zu unterdrücken, wegzuschieben oder zu ignorieren.

Ich habe mir damals angewöhnt, meine nicht willkommenen Gefühle runterzuschlucken und mir einen riesigen Klumpen unverdauter Emotionen im Bauch gebunkert. Kein konstruktiver Umgang mit belastenden Emotionen, der auch zu körperlichen Symptomen führen kann, wie ich heute weiß.

Als es an der Zeit war, diesen Emotionsklumpen aufzulösen, hat es mir geholfen, die Botschaft hinter diesen Gefühlen zu verstehen. Mit dem Wissen, dass diese Gefühle eine Nachricht für mich bereithalten, gelang es mir leichter, mich mit ihnen auseinanderzusetzen und sie anzunehmen.

Gefühl oder Emotion – was ist der Unterschied?

Eine exakte Abgrenzung dieser Bezeichnungen ist nicht einfach zu treffen, da die Übergänge zwischen Gefühl und Emotion fließend sind. Das erkennt man auch daran, dass wir diese Begriffe in unserem Sprachgebrauch ständig vermischen.

Der grundsätzliche Unterschied liegt darin, dass eine Emotion eine plötzliche Reaktion unseres gesamten Organismus und unserer Psyche ist. Sie ist viel intensiver, hat physiologische und kognitive Auswirkungen und nimmt Einfluss auf unser Verhalten. Zum Beispiel können wir bei einer starken Emotion einen hohen Blutdruck bekommen und wir missinterpretieren einen völlig neutralen Sachverhalt, was uns dazu veranlassen könnte, einen Schreianfall zu bekommen.

Eine Emotion wird durch einen äußeren Reiz ausgelöst und setzt massive Energie in Bewegung. Eine ausführliche Definition kannst du hier nachlesen: Emotion – Wikipedia

Unter einem Gefühl wird eine Wahrnehmungsempfindung durch unsere Sinne verstanden. Eine Reaktion des Körpers, die er verarbeiten muss. Gefühle sind nicht nur Ausdruck äußerer Tatsachen, sondern auch unserer eigenen Beurteilung. Aus meiner Sicht ist ein Gefühl beständiger und hat eine sanftere Auswirkungen auf das Umfeld hat. Auch beeinflusst es unser Verhalten nicht so massiv, wie eine Emotion das tut. Gefühl – Wikipedia

„Das Gefühl kann viel feinfühliger sein als der Verstand scharfsinnig.“

Viktor Frankl

Gefühle und Emotionen sind instinktive Reaktionen, die wir in unserem Bewusstsein oft nur schwer erfassen können. Häufig zeigen sie sich auf intensive Art und Weise.

Wenn wir uns die Botschaft unserer Gefühle und Emotionen verstehen, können wir sie uns als Kraftspender zunutze machen. Belastende Emotionen sind ein Zeichen dafür, dass etwas in unserem Leben nicht so ist, wie wir es uns wünschen. Besonders die Botschaften von sog. „negativen“ Emotionen wie Angst, Wut und Trauer sind eine unerschöpfliche Kraft- und Weisheitsquelle für uns.

Diese Botschaften halten unsere Gefühle für uns bereit:

ANGST– das Tor zu unserer Kraft

Angst hat durchaus ihre Berechtigung. Sie schützt uns vor Dingen, die uns unangenehme sind, uns blockieren oder uns verletzten. Angst schützt vor tiefen Schmerz aus emotionalen Verletzungen.

Angst entsteht aufgrund einer traumatischen Erfahrung oder ist Resultat sonstiger, wiederholt auftretender, stressauslösender Erfahrungen. Angst kann sich auch nachträglich zeigen, etwa nachdem wir eine gefährliche Erfahrung gemacht haben und uns diese Gefahr erst im Nachhinein bewusst wird.

Angst ist der Wächter unserer Komfortzone und blockiert die Entfaltung unserer Persönlichkeit, unserer Spontaneität und unserer Kraft. Wenn wir ihr ins Auge sehen, wird sie kleiner. Wenn wir uns aktiv mit ihr auseinandersetzen, dann wird Wachstum möglich.

WUT – blockierte Lebenskraft

 Wir werden wütend, wenn unsere Erwartungen nicht erfüllt werden oder etwas, das wir geplant, gehofft haben nicht erledigt oder eingetroffen ist. Wut und Ärger entstehen aus Frustration. Leider gibt es im Leben viele frustrierende Ereignisse und somit viele Gelegenheiten für Wut und Ärger.

Wut zeigt an, dass ein Ereignis unerwünscht, beabsichtigt, also von einer anderen Person willentlich herbeigeführt wurde, unserem Wertesystem zuwiderlaufend und durch unsere Reaktion unter Kontrolle zu bekommen ist.

Mit unserer Wutreaktion finden wir zuerst ein Ventil für diese kraftvolle Emotion, aber oftmals geht es uns nach einem wütenden Verhalten doch nicht besser. Viel besser wäre es, zu ergründen, wo die Wurzeln unserer Wut liegen. Wenn wir das herausgefunden haben, können wir mit der Wut arbeiten und einen konstruktiven Umgang mit ihr finden.

TRAURIGKEIT – Brücke zur Selbstreflexion

 Hinter Traurigkeit verbirgt sich meist Verlust. Je wichtiger uns das ist, was wir verloren haben, desto länger dauert die Traurigkeit. Traurigkeit öffnet uns den Weg zur Klarheit und hilft uns im Leben, indem sie uns gewisse Handlungen reflektieren lässt, die wir durchlebt haben.

Ebenso führt sie uns dazu, Bilanz darüber zu ziehen, was uns im Leben zugestoßen ist, ohne dass wir es selbst verursacht haben. Sie unterstützt uns dabei, uns darüber klar zu werden, warum wir gewisse Dinge getan haben. Sie gibt uns die Möglichkeit zu vermeiden, dass wir bestimmte Handlungen und Gefühle, die wir als Fehler betrachten, nochmal wiederholen und uns selbst Schmerz zufügen.

Trauer ist eine Emotion der Empathie, die es uns einerseits ermöglicht, uns gegenüber Solidarität zu entwickeln, die uns andererseits auch traurig macht aufgrund unseres Mitgefühls anderen Menschen gegenüber. Hinter Emotionen und Gefühlsausbrüchen wie Wut, Angst oder Traurigkeit versteckt sich oft eine enorme Kraft, die uns in Verbindung mit unserem tiefsten inneren Kern bringt.

Sich mit diesen Gefühlen auseinander zu setzen, braucht Mut, Zeit und in manchen Fällen – besonders wenn großen Traumata vorliegen – auch professionelle Unterstützung.

Sich Hilfe zu holen, wenn du allein nicht weiterkommst, ist kein Zeichen von Schwäche, sondern vielmehr ein Ausdruck von Selbstwertschätzung und Selbstmitgefühl. Und genau diese Qualitäten sind wichtige Begleiter bei deiner Auseinandersetzung mit deinen Gefühlen.

„Es genügt nicht, Gefühle zu haben. Man muss auch fähig sein, sie auszudrücken.“

Daniel Goeudevert

Heute „reiße ich mich nicht mehr zusammen“, wenn mich eine Emotion überrascht. Dann nehme ich mein Gefühl wahr, fühle es und nehme es an. Ich gebe mich dem Gefühl hin und es kann leicht passieren, dass auch mal Tränen fließen. Vor Wut, Trauer, Überforderung, aber auch vor Freude, Rührung und Liebe.

Mit dem Verständnis ihrer Botschaft für mich, konnte ich alle Gefühle annehmen, ihnen Raum geben und in meine Persönlichkeit integrieren.

Und damit hat sich der emotionale Klumpen in meinem Bauch auch verflüchtigt und dieses wohlige Gefühl mag ich nicht mehr missen. Wo auch immer deine Gefühle und Emotionen feststecken, erlaube dir, auf deine persönliche Entdeckungstour zu gehen. Entdecke sie, erkenne ihre Botschaften, lass sie frei, drücke sie aus und lebe sie. Es lohnt sich, versprochen!

Fotocredits: Alekon pictures | Unsplash

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