3 hilfreiche Gedanken für das Wahren emotionaler Grenzen

Mai 7, 2023 | Allgemein | 4 Kommentare

Wir sind im Leben ständig mit Grenzen konfrontiert. Sie begegnen uns überall.

In Gesetzen, Verordnungen oder an Eingangstüren von Restaurants. Es gibt Ländergrenzen, Geschwindigkeitsbeschränkungen auf Straßen und Unternehmensregeln.

Grenzen sorgen für Ordnung und Struktur, geben Klarheit, bieten Schutz und Freiheit für ein gutes menschliches Miteinander.

Es scheint etwas Selbstverständliches und Natürliches für Menschen zu sein, Grenzen zu ziehen, um ein gesundes Miteinander zu regeln. Wenn es allerdings darum geht, seine persönlichen individuellen Grenzen zu setzen, ist von Einfachheit oder Leichtigkeit nichts mehr zu spüren. Ganz im Gegenteil – das Setzen von Grenzen bringt besonders feinfühlige Menschen an ihre Grenzen.

Vor ein paar Jahren brachte mich nur der Gedanke an das Setzen von Grenzen mein ganzes System ins Wanken. Wenn ich Nein sagen sollte, fühlte ich mich sofort gestresst und schon die Vorstellung, meine Bedürfnisse zu artikulieren, verursachten Panikgefühle in meinem Nervensystem.

Obwohl ich mental die Wichtigkeit erfasst hatte, im Besonderen meine emotionalen Grenzen zu artikulieren, war ich im konkreten Anlassfall dazu nicht in der Lage und befand mich sofort in einer Art Schockstarre. Angst schnürte mir die Kehle zu, sodass ich unfähig war, zu handeln. Die Angst vor Ablehnung und Zurückweisung verhinderte, das Wort Nein zu benutzen, ganz klar und deutlich zu sagen, was für mich stimmig ist.

Heute weiß ich, dass ich diese Unfähigkeit Nein zu sagen und meine Gefühle zu artikulieren, bereits in meiner Kindheit lernte. Ich wuchs in einem familiären Umfeld auf, in dem es für Gefühle wenig Raum gab und lernte daraus, dass es sicherer ist, meine Bedürfnisse zu verstecken.

Jetzt bin ich erwachsen und habe die Möglichkeit es anders zu machen. So, wie es für mich stimmig und richtig ist.

Jetzt erlaube ich mir, meine Bedürfnisse zu kommunizieren und Grenzen zu setzen.  Auch wenn es mir manchmal noch schwerfällt. Diese drei Gedanken helfen mir dabei, es dennoch zu tun:

 

Ich bin NICHT verantwortlich für die Gefühle anderer Menschen

 

Ich bin nur für meine eigenen Gedanken, Gefühle, Reaktionen, Handlungen und mein Wohlbefinden verantwortlich. Und andere Menschen sind nicht verantwortlich für meine Gefühle. Es ist nur meine Verantwortung, aufrichtig mit mir zu sein, meine Wahrheit zu sprechen und für meine Bedürfnisse einzustehen, ohne mich von der Reaktion anderer Menschen abhängig zu machen.

Das bedeutet nicht, dass ich damit wie eine Dampfwalze durchs Leben rollen und wahllos um mich schlagen darf, um andere Menschen absichtlich zu verletzen. Es geht vielmehr um ein normales alltägliches Miteinander mit Familie, Arbeitskollegen oder Freunden, wo es immer wieder zu Konflikten kommt, wenn Grenzen artikuliert werden. Dann kommt es unweigerlich zu Enttäuschungen, weil auf der anderen Seite womöglich Erwartungen enttäuscht wurden. Hinter jeder Erwartung steht ein Bedürfnis und wenn dieses nicht erfüllt wird, dann führt das eben auch zu Konflikten. Aber als erwachsener Mensch ist es grundsätzlich möglich, Verantwortung für die eigenen Gefühle zu übernehmen und nicht anderen Menschen die Schuld für das eigene Befinden zu zuweisen.

Es passiert immer wieder etwas im Außen, das Einfluss auf dein Gefühl hat. Aber es ist DEIN Gefühl und es ist DEINE Verantwortung wie du damit umgehen möchtest.

Ich darf Mitgefühl haben UND trotzdem eine Grenze setzen

 

Meine ausgeprägte Feinfühligkeit lässt mich die Gefühle von meiner Umgebung aufsaugen wie ein Schwamm. Ich spüre, wie sich ein anderer Mensch fühlt, ohne dass er das artikuliert, und ich nehme eine schlechte Stimmung in einem Raum wahr, sobald ich ihn betrete. In solchen Situationen meldet sich sofort mein Helferinstinkt und ich fühle mich aufgefordert, meinem Gegenüber zu helfen oder eine harmonische Stimmung erzeugen.

Ich spürte eine innere Verpflichtung, anderen zu helfen müssen und fühlte mich schuldig, wenn ich es nicht tat.

Jahrelang opferte ich dafür meine Energie und Zeit, weil ich dachte, dass ich den anderen nicht im Stich lassen dürfe. Ich litt mit ihm und übernahm damit einen Teil der Verantwortung seiner Gefühle

Dass ich damit mir selbst nichts Gutes tat und viel Kraft verlor, war mir lange nicht bewusst. Erst die Erkenntnis, dass ich für den anderen Menschen Mitgefühl haben UND mich trotzdem abgrenzen darf, holte mich aus diesem Dilemma.

Mit diesem Bewusstsein gebe ich mir selbst die Erlaubnis, mich von Menschen abzugrenzen, die mir nicht guttun, mich vielleicht schlecht behandeln oder mir Energie rauben. Und trotzdem kann ich empathisch sein und Verständnis für ihre Erfahrungen und Gefühle haben.

 

Zuerst für mich selbst zu sorgen, ist NICHT egoistisch

 

Als feinfühlige Persönlichkeit neige ich dazu, nicht rechtzeitig zu erkennen, wann es für mich zu viel wird. Um emotionale Grenzen zu wahren und zu schützen, ist eine regelmäßige Selbstfürsorgepraxis von großer Bedeutung für mich. Mir Zeit für mich selbst nehmen, nach innen schauen und meine Bedürfnisse wahrnehmen, das gestattete ich mir lange Zeit nicht. Ich wollte keinesfalls egoistisch oder selbstsüchtig erscheinen.

Bis ich realisierte, dass ich mich zuerst selbst an die erste Stelle setzen MUSS, damit ich andere unterstützen kann. Erst wenn mein Akku voll ist, kann ich etwas geben und eine Bereicherung für andere sein. Seit ich das weiß, kümmere ich mich regelmäßig um mein Wohlbefinden, und zwar ganz ohne schlechtes Gewissen!

Ein wichtiger Bestandteil meiner Selbstfürsorge ist die tägliche Selbstreflexion mit Stift und Papier. Ich reflektiere darüber, welchen Einfluss Personen oder Umstände auf mein Wohlbefinden haben und bekomme damit die Möglichkeit, in entsprechenden Situation angemessen zu reagieren. Damit mache ich zukünftig weniger negative Erfahrungen und wirke emotionalem Stress entgegen.

Wenn du dein Bewusstsein dafür schärfst, was du brauchst und welche Grenzen du setzen musst, bleibst du in deiner Kraft, schützt dich vor Konflikten und Energieverlust. Damit steigst du aus dem Autopilot bewusst aus und holst dir deine Macht für dich und dein Leben zurück.

 

Und noch ein Gedanke…

 

Tatsache ist, wenn du anfängst für dich und deine Bedürfnisse einzustehen und Grenzen zu setzen, dann schlägt dir erstmal Widerstand von anderen Menschen entgegen. Weil sie nicht damit zurechtkommen und wollen, dass du tust, was sie wünschen.

„Du hast dich so verändert“ oder „Du bist so egoistisch geworden“ sind Aussagen, mit denen du vielleicht rechnen musst. Das tut weh! Sofort kommt dann auch die innere Stimme, die dir Zweifel einflüstert: „Vielleicht bin ich ja wirklich zu egoistisch?“

Sei gewiss, dass solche Aussagen nur von den Menschen kommen, die bis jetzt von dir profitiert haben. Die Menschen, die dich wirklich lieben, werden dir zujubeln, wenn du gut auf dich achtest. Sie werden dich sogar auffordern, Grenzen zu setzen, indem sie dich fragen: „Passt das für dich?“

Damit wirst du dir bewusst, was gesunde Beziehung bedeutet und wie wichtig Grenzen für deine emotionale Gesundheit sind.

Grenzen zu setzen, erfordert ein hohes Maß an Selbstliebe und ein großes Bewusstsein für deine Bedürfnisse. Das kannst du entwickeln, aber nicht von heute auf morgen – es ist ein Prozess. Wenn du das Gefühl hast, du kommst allein nicht weiter, dann lass dich gerne dabei begleiten. Es gibt viele Möglichkeiten von Coaching, Arbeit mit dem inneren Kind, Körper- oder Gesprächstherapie, die du in Anspruch nehmen kannst. Scheu dich nicht davor, dir Unterstützung zu suchen.

Es lohnt sich wirklich sehr, alte und dysfunktionale Muster aufzuspüren und loszulassen! Sei es dir wert!

4 Kommentare

  1. Danke, liebe Nicola 💕

    Bei mir hat sich durch deine Worte heute tatsächlich schon etwas in Bewegung gesetzt ❤️‍🩹🙏

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    • Das freut mich liebe Andrea🙏💖 es ist faszinierend, was Worte bewegen können✨ Danke für dein Feedback🙏🤩

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  2. Liebe Nicola, danke für den wunderbaren Inhalt und fürs wach rütteln.
    Lg Karin

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    • Sehr gerne liebe Karin🙏💖 wir alle brauchen manchmal einen Wecker😅 danke, dass ich mit diesen Worte deiner sein durfte🙏🤩

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